Warum Fitnessangebote und Obstkörbe nicht angenommen werden und der Arbeitgeber trotzdem etwas für die Gesundheit seiner Mitarbeiter tun muss.
Warum Fitnessangebote am Arbeitsplatz oft nicht erfolgreich sind
In der heutigen Arbeitswelt sind Bewegungsmangel, Schlafstörungen und ungesunde Ernährungsgewohnheiten weit verbreitet. Eine aktuelle Lifestyle-Studie zeigt, dass jeder Fünfte der Meinung ist, dass der Job für diese Probleme verantwortlich ist. Diese Erkenntnisse stammen von zwei Marktforschungsunternehmen, die kürzlich ihre Ergebnisse veröffentlicht haben. Die Studie legt nahe, dass Unternehmen eine entscheidende Rolle dabei spielen können, die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu fördern.
Die Rolle der Unternehmen in der Gesundheitsförderung
Charlotte Hager, eine der Studienautoren, betont, dass der Arbeitsplatz ein bedeutender Ort sein kann, um das Thema Gesundheit anzugehen. Der Gesundheitszustand der Bevölkerung ist verbesserungswürdig, da sich nur ein Drittel der über 2.000 Befragten gesund fühlt. Besonders auffällig ist, dass viele Menschen weniger als fünf Stunden pro Woche körperlich aktiv sind, einschließlich alltäglicher Aktivitäten wie Spaziergängen oder Erledigungen.
Thomas Schwabl, Co-Autor der Studie, sieht Unternehmen in der Verantwortung, aktiv zu werden. Doch wie können sie dies effektiv umsetzen? Der deutsche Mediziner und Bestsellerautor Jochen Werner beschreibt die Bedeutung des Arbeitsplatzes für einen gesunden Lebensstil als enorm. Er kritisiert jedoch die traditionellen Ansätze des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) und bezeichnet diese als oft ineffektiv. Angebote wie Fitnessstudio-Mitgliedschaften oder Obstkörbe in Meetingräumen seien zwar gut gemeint, würden jedoch häufig nicht die gewünschte Wirkung entfalten.
Die Komplexität des Gesundheitsthemas
Werner erklärt, dass das Thema Gesundheit vielschichtig ist und dass es nicht ausreicht, lediglich Angebote zu machen oder Vorschriften zu erlassen. Es sei wichtig, den Mitarbeitenden den Mehrwert einer gesunden Lebensweise klar zu kommunizieren. Führungskräfte spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie sollten mit gutem Beispiel vorangehen und aktiv an Gesundheitsangeboten teilnehmen, um ihre Teams zu motivieren.
Um die Akzeptanz von Fitnessangeboten zu erhöhen, sollten Führungskräfte gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden trainieren und die positiven Erfahrungen teilen. Dies fördert nicht nur die Nutzung der Angebote, sondern stärkt auch den Teamgeist.
Gemeinsam für eine bessere Gesundheit
Herwig Kummer, Personalmanager beim ÖAMTC, teilt diese Sichtweise. Er betont, dass es nicht ausreicht, einfach ein Dienstrad zur Verfügung zu stellen und dann die Mitarbeitenden für mangelnde Nutzung zu kritisieren. Stattdessen sei es wichtig, gemeinsam an einer gesünderen Lebensweise zu arbeiten. Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, dass der Austausch von ungesunden Snacks in Meetings gegen Obst zwar gut gemeint war, jedoch nicht die gewünschte Resonanz fand. Als jedoch in den ÖAMTC-Stützpunkten gemeinsam gekocht und mehr Gemüse in die Ernährung integriert wurde, nahmen fast alle Mitarbeitenden aktiv teil.
Die Studie zeigt, dass das soziale Umfeld einen signifikanten Einfluss auf das Verhalten hat. Gruppendynamiken können entscheidend sein, um gesunde Gewohnheiten zu etablieren. Dennoch liegt die letztendliche Verantwortung für einen gesünderen Lebensstil immer beim Einzelnen. Arbeitgeber können hierbei unterstützen, indem sie Eigenverantwortung fördern und Anreize schaffen.
Insgesamt wird deutlich, dass ein erfolgreicher Ansatz zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz weit über das bloße Angebot von Fitnessmöglichkeiten hinausgeht. Es erfordert eine ganzheitliche Strategie, die sowohl individuelle als auch soziale Faktoren berücksichtigt.

