Die Teuerung in Österreich bleibt im Oktober laut Schnellschätzung der Statistik Austria bei 4,0 Prozent auf dem Niveau des Vormonats. Vor allem Energie trieb die Teuerung an. In Österreich steigen die Preise damit weiter dramatisch stärker als in der Euro-Zone.
Teuerung in Österreich: Energiekosten als Hauptfaktor
Die Teuerung in Österreich bleibt im Oktober stabil bei 4,0 Prozent, wie eine aktuelle Schätzung von Statistik Austria zeigt. Dies entspricht dem Niveau des Vormonats und verdeutlicht, dass die Preissteigerungen in Österreich weiterhin deutlich über dem Durchschnitt der Euro-Zone liegen. Während die Preise in Deutschland bei etwa 2,3 Prozent liegen, wird die Teuerung in der gesamten Euro-Zone im Oktober voraussichtlich 2,1 Prozent betragen. Der Zielwert der Europäischen Zentralbank liegt bei rund 2 Prozent.
Preistrends und Haupttreiber
Im Vergleich zum Vormonat stieg das Preisniveau in Österreich um 0,4 Prozent. Besonders auffällig ist, dass die Dienstleistungen als stärkster Preistreiber fungieren, mit einem Anstieg von 4,6 Prozent im Jahresvergleich. Die Teuerung bei Industriegütern hat sich leicht abgeschwächt, von 1,4 Prozent im September auf 1,3 Prozent im Oktober. Auch Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak wurden teurer, mit einem Anstieg von 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die Energiepreise haben sich jedoch am stärksten erhöht, und zwar um 9,7 Prozent, nach einem Anstieg von 8,1 Prozent im September. Manuela Lenk, die Generaldirektorin von Statistik Austria, erklärte, dass die Preissteigerungen bei Strom und Gas im Jahresvergleich erheblich sind. Somit bleibt Energie ein entscheidender Faktor für die anhaltend hohe Teuerung.
Die Kerninflation, die Energie und Nahrungsmittel ausklammert, lag bei 3,4 Prozent, nach 3,5 Prozent im Vormonat. Diese Kennzahl zeigt, dass die Preisentwicklung im Inland, insbesondere bei Dienstleistungen und Industriegütern, nur langsam an Dynamik verliert.
Kaufkraft und wirtschaftliche Entwicklung
Die Kaufkraft der Konsumenten steht weiterhin unter Druck. Laut Statistik Austria ergibt sich beim Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), der EU-weit vergleichbar ist, ein Plus von 4,0 Prozent im Vergleich zu Oktober des Vorjahres. Im Monatsabstand stieg der HVPI um 0,5 Prozent.
Am Vortag veröffentlichte das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) eine Schnellschätzung zur Konjunkturentwicklung im dritten Quartal. Demnach wuchs die heimische Wirtschaft minimal um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Die Ökonomen des WIFO beschrieben die Dynamik als „träge auf breiter Basis“. Sowohl die Industrie als auch der Dienstleistungssektor zeigen sich nur verhalten, während die Bauwirtschaft sogar einen Rückgang der Wertschöpfung um 0,5 Prozent verzeichnete.
Die private Konsumnachfrage wuchs ebenfalls nur zögerlich um 0,1 Prozent. Zudem dämpfte der Außenhandel die wirtschaftliche Entwicklung, da die Exporte um 0,4 Prozent sanken, während die Importe stabil blieben.
Politische Reaktionen und Forderungen
Die Regierungsparteien, darunter die ÖVP, SPÖ und NEOS, haben in einer gemeinsamen Erklärung die EU-Kommission kontaktiert. Sie sehen die Verantwortung für die hohe Inflation vor allem im „Österreich-Aufschlag“, der besagt, dass viele Produkte in Österreich teurer sind als in Deutschland. Die Parteien fordern die EU auf, territoriale Lieferbeschränkungen zu beenden und den Binnenmarkt zu vollenden.
Die Opposition, vertreten durch die FPÖ und die Grünen, macht die Regierung verantwortlich. Die Freiheitlichen fordern eine Entbürokratisierung sowie eine Senkung von Steuern und Abgaben. Die Grünen schlagen vor, die Gewinne von Landesenergieversorgern zur Preissenkung zu nutzen und die Energiewende zu beschleunigen.
Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) appelliert an die Regierung, aktiv zu werden, und wiederholt seine Forderung nach einer Preisdatenbank sowie Sanktionsmöglichkeiten für eine einzurichtende Antiteuerungskommission.

