Smart-Betten werden zu teuren Fallen – AWS-Ausfall legt Schlafsysteme lahm

Smart-Betten werden zu teuren Fallen – AWS-Ausfall legt Schlafsysteme lahm

Wenn das Bett plötzlich zum Problem wird: Tausende Besitzer smarter Eight-Sleep-Betten in den USA standen diese Woche vor einem kuriosen Albtraum. Nach einem Ausfall der Amazon Web Services (AWS) reagierten ihre Hightech-Betten einfach nicht mehr – weder auf App-Befehle noch auf Neustarts. Einige Nutzer saßen buchstäblich fest, andere schwitzten sich durch die Nacht, weil sich die Heizung der Matratze nicht ausschalten ließ.

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Wie der Ausfall zustande kam

Der betroffene AWS-Cluster US-EAST-1 fiel gegen drei Uhr morgens (Ortszeit) aus – mitten in der Nacht also. Für die Eight-Sleep-Nutzer bedeutete das: Nichts ging mehr. Das System der Betten ist komplett cloudbasiert, und sobald die Server offline sind, fehlt jede Verbindung zwischen App und Bett.

Auf Reddit häuften sich Kommentare von genervten Kunden:

„Mein Pod steht auf maximaler Temperatur und ich kann ihn nicht runterregeln – ich schwitze wie verrückt!“

Selbst ein Neustart half nicht. Die Geräte blieben unsteuerbar, bis AWS wieder online war.

Luxus ohne Notfallpla

Die smarten Betten von Eight Sleep kosten zwischen 2700 und 5000 Dollar, je nach Ausstattung. Zum System gehört eine Matratzenauflage mit Sensoren sowie eine Steuereinheit („Pod“), die Temperatur und Schlafdaten reguliert. Die teureren Modelle bieten zusätzlich ein verstellbares Bettgestell.

Was nach Hightech klingt, hat eine große Schwachstelle: Alles läuft über die Cloud. Ohne Internet gibt es keine Kontrolle – nicht einmal einen Schalter zum manuellen Ausschalten. Wer also offline ist, hat Pech.

Dazu kommt noch ein Abo-Modell: Zwischen 17 und 33 Dollar im Monat zahlen Nutzer für die erweiterten Funktionen.

Ein Reddit-User brachte es sarkastisch auf den Punkt:

„Vielleicht sollte man Leuten mit einem 5000-Dollar-Bett wenigstens ein paar Stunden Gnadenfrist geben, bevor sie in der ‚perfekten Sitzposition‘ gefangen sind.“

Reaktion des Unternehmens

Eight-Sleep-Chef Matteo Franceschetti entschuldigte sich auf X (ehemals Twitter) für die schlaflosen Nächte und kündigte zwei Schritte an:

  1. Die Wiederherstellung aller Funktionen nach dem AWS-Start
  2. Die Entwicklung eines Offline-Notfallmodus

Mitgründerin Alexandra Zatarain erklärte gegenüber The Verge, dass bereits an einem sogenannten „Failover-Modus“ gearbeitet werde. Die App soll künftig auch über Bluetooth mit dem Pod kommunizieren, wenn die Cloud nicht erreichbar ist.

„Bei einem Ausfall könnt ihr dann direkt über die App den Pod ein- oder ausschalten, die Temperatur anpassen oder das Bett flachstellen“, so Zatarain.

Warum man diese Funktion nicht schon früher eingebaut hat – obwohl Kunden seit Jahren davor gewarnt hatten – blieb unbeantwortet.

Das größere Problem: Abhängigkeit von der Cloud

Das Technikmagazin 404 Media bringt die Kritik auf den Punkt:

„Rechenzentren sind nicht unfehlbar. Solange Geräte von einer einzigen Serververbindung abhängen, besteht immer das Risiko eines Komplettausfalls.“

Einige technikversierte Nutzer haben bereits eigene Lösungen gefunden. Auf Discord und GitHub kursiert inzwischen ein sogenannter Jailbreak für den Eight Sleep Pod. Damit lässt sich das Gerät komplett offline steuern – ohne Cloud, ohne AWS.

Fazit

Der Vorfall zeigt, wie abhängig viele smarte Geräte inzwischen von externen Servern sind. Wenn die Cloud ausfällt, steht plötzlich mehr still als nur ein Online-Dienst – in diesem Fall ganze Schlafzimmer.
Für die Hersteller ist das ein Weckruf: Wer „smart“ anbietet, sollte auch einen Plan B haben, wenn das Internet mal nicht mitspielt.

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