Tobias Exner aus Beelitz in Brandenburg sieht sich durch den steigenden Mindestlohn unter Druck. Preissteigerungen unausweichlich. Zukunft ungewiss.
Die Auswirkungen des neuen Mindestlohns auf die Bäckerei-Branche
Die Bäckerei-Branche steht vor einer Herausforderung, da der neue Mindestlohn erhebliche Auswirkungen auf die Preisgestaltung hat. Tobias Exner, ein Bäckermeister aus Beelitz, führt 37 Fachgeschäfte und beschäftigt 300 Mitarbeiter. Ab dem 1. Januar 2026 wird der Mindestlohn auf 13,90 Euro pro Stunde angehoben und soll 2027 sogar auf 14,60 Euro steigen. Diese Erhöhung zwingt Exner dazu, die Löhne von 10 bis 15 seiner Mitarbeiter, hauptsächlich Hilfskräften im Verkauf, zu erhöhen.
Obwohl viele seiner Mitarbeiter bereits mehr als den neuen Mindestlohn verdienen, muss Exner theoretisch auch deren Gehälter anpassen, um den Abstand zu wahren. „Aber das ist im Moment nicht möglich, weil auch die Lohnnebenkosten steigen und die Kunden nicht bereit sind, extrem höhere Preise zu zahlen“, erklärt Exner.
Folgen der Lohnerhöhung für die Produktverfügbarkeit
Die Erhöhung des Mindestlohns hat bereits spürbare Folgen für Exners Geschäft. „Sehr viele Torten produzieren wir gar nicht mehr oder nur noch auf Bestellung“, sagt er. Der Lohnanteil bei Torten ist höher als bei Brot oder Brötchen, was die Wirtschaftlichkeit dieser Produkte gefährdet. Exner beschreibt die Situation als einen ständigen Balanceakt zwischen den Erwartungen der Mitarbeiter und der Zahlungsbereitschaft der Kunden. „Die Mitarbeiter möchten selbstverständlich gern mehr verdienen. Aber wenn wir die Preise anpassen, finden das die Kunden nicht gerade toll und kaufen weniger“, führt er weiter aus.
Ab dem 1. Januar plant Exner, ausschließlich den neuen Mindestlohn zu zahlen, während die Gehälter der anderen Mitarbeiter vorerst unangetastet bleiben sollen. Auch bei den Preisen will er vorerst nichts ändern. Er schätzt, dass Brötchen um zwei bis drei Cent teurer werden könnten, während Brote um zehn bis 20 Cent steigen könnten. „Mehr würden die Kunden kaum mitmachen“, so Exner.
Der Druck auf das Unternehmen wächst. In den letzten zehn Jahren sind Exners Lohnkosten um etwa 40 Prozent gestiegen, während die Preise nur um 27 Prozent erhöht wurden. „Das Geld fehlt dann natürlich bei der Marge“, sagt er. Die Rücklagen schrumpfen, und die finanzielle Substanz des Unternehmens wird dünner.
Die Herausforderung beschränkt sich nicht nur auf die eigenen Gehälter. Auch Dienstleister wie Reinigungsfirmen und Lieferanten erhöhen ihre Preise, da sie ebenfalls den neuen Mindestlohn zahlen müssen. Exner kann nicht abschätzen, was noch auf ihn zukommt. „Die Inflation liegt derzeit bei rund zwei Prozent, aber der Mindestlohn steigt bis Anfang 2027 um fast 14 Prozent. Das sind Riesensprünge“, betont er. „Man muss sich fragen: Kann das überhaupt noch erwirtschaftet werden? In einigen Branchen ganz sicher nicht mehr.“
Unterstützung erhält Tobias Exner von Roland Ermer, dem Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks. Ermer warnt, dass die Erhöhung des Mindestlohns zwar gut klingt, aber letztlich den Beschäftigten schadet, die sie eigentlich schützen soll. Die Personalkosten würden rapide steigen, und besonders kleine Handwerksbetriebe könnten im Preiskampf mit der Back-Industrie nicht mehr bestehen.
Ermer fordert statt neuer Mindestlohnerhöhungen, dass mehr Netto vom Brutto durch niedrigere Lohnnebenkosten ermöglicht wird. Exner geht sogar noch weiter und schlägt vor, dass Einkommen bis 24.000 Euro steuerfrei sein sollten.
Die gute Nachricht für alle, die am Sonntag frische Bäckerbrötchen holen möchten: Die höheren Kosten durch den Mindestlohn sind für Tobias Exner kein Grund, seine Fachgeschäfte zu schließen. „Bei allen Problemen: Wir Bäcker lieben unseren Job und sind weiterhin auch sonntags für unsere Kunden da“, sagt er abschließend.
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