Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird meist mit Kindern in Verbindung gebracht. Mit zunehmendem Alter verlagern sich die Symptome zu einer inneren Unruhe. Immer häufiger wird ADHS nun auch bei Erwachsenen diagnostiziert. Nicht zuletzt, weil auch die Sensibilität
ADHS bei Erwachsenen: Zunehmende Diagnosen und neue Ansätze
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird häufig mit Kindern assoziiert, doch immer mehr Erwachsene erhalten ebenfalls diese Diagnose. Mit dem Älterwerden verändern sich die Symptome, die sich oft in innerer Unruhe äußern. Die wachsende Sensibilität für ADHS trägt dazu bei, dass immer mehr Erwachsene die Unterstützung suchen, die sie benötigen.
Die Erfahrungen von Betroffenen
Carmen Petutschnig ist ein Beispiel für die Herausforderungen, die mit ADHS einhergehen können. Sie beschreibt ihr Leben vor der Diagnose als eine Art Chaos: „Wenn man sich vorstellt, es fahren 100 Züge gleichzeitig im Bahnhof ein. Ungefähr so schaut es in meinem ADHS-Gehirn aus.“ Erst mit 55 Jahren erhielt sie ihre Diagnose, die ihr Leben erheblich veränderte. Durch die Einnahme von Medikamenten hat sie mehr Ruhe gefunden und kann sich besser konzentrieren.
Psychologin Marion Mitsche erklärt, dass ADHS bei Mädchen oft unentdeckt bleibt, da sie dazu neigen, ihre Symptome zu überspielen. Dies kann dazu führen, dass sie im Schulsystem weniger auffallen. „Mit Intelligenz können viele ihre Schwächen kompensieren und entwickeln Strategien, um im Alltag zurechtzukommen“, so Mitsche.
Symptome bei Erwachsenen
Die Symptome von ADHS bei Erwachsenen unterscheiden sich von denen bei Kindern. Anstatt äußerlicher Unruhe erleben Erwachsene oft eine innere Anspannung. „Sie haben sehr viele Gedanken im Kopf oder fühlen sich von einem Motor getrieben“, erklärt Mitsche. Dies führt häufig zu einem Drang, ständig aktiv sein zu müssen. Gleichzeitig beobachtet sie einen Anstieg an Diagnosen, während die Verfügbarkeit von Behandlungsplätzen begrenzt bleibt. Aus diesem Grund wird derzeit ein Kompetenzzentrum für Neurodiversität eingerichtet, das sich auf ADHS und Autismus konzentriert.
Therapieansätze und Selbsthilfe
Carmen Petutschnig nutzt ihre Erfahrungen, um anderen zu helfen. Sie leitet ein Projekt namens „Traum(a)hof Pferdeland“ in Völkermarkt, wo Menschen mit ADHS oder Autismus lernen, ihre Emotionen zu regulieren. „Auf dem Pferdehof finden sie mehr Ruhe“, erklärt sie. In ihrer Selbsthilfegruppe, der ADHS Sisterhood, unterstützt sie andere Betroffene dabei, mit ihren Herausforderungen umzugehen.
Reittherapeutin Verena Edler-Geißler ergänzt, dass viele Klienten Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl und innerer Unruhe haben. Durch die Therapie auf dem Hof erleben sie Erfolgserlebnisse, die ihr Selbstvertrauen stärken.
Vielfältige Symptome und Herausforderungen
ADHS kann auch in einer weniger aktiven Form auftreten, die als hypoaktives Typ bekannt ist. Die Symptome variieren stark und können Konzentrationsschwächen, Gedächtnisprobleme, fein- und grobmotorische Störungen sowie Lese-Rechtschreibschwächen umfassen. Betroffene sind zudem oft suchtgefährdet und haben Schwierigkeiten, Risiken abzuschätzen. Insbesondere bei Schulbeginn werden diese Probleme häufig erkannt, wobei Jungen häufiger diagnostiziert werden als Mädchen. Nicht selten tritt auch eine Mischdiagnose von ADHS/ADS und Autismus auf.
ADHS und Autismus gehören zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen und können durch Medikamente, Therapien und gezielte Übungen behandelt werden. Es ist wichtig, Betroffenen die Unterstützung zu bieten, die sie benötigen, um ein erfülltes Leben zu führen.

